Initiative für mehr Nachhaltigkeit in Kliniken
Recyceln statt Entsorgen
Projektpartner
Das System im Überblick:
Der Verbund ist eine Entsorgung- und Verwertungskooperation in der Region Rhein-Main-Neckar. Die Partner sind die Forschungseinrichtungen Fraunhofer IWKS und IRED, Gesundheitsbetriebe, Medizinprodukthersteller sowie Entsorgungs- und Verwertungsbetriebe.
Ablauf
① Krankenhäuser
Kliniken deponieren ausrangierte Instrumente nicht im Allgemeinmüll sondern platzieren ihn in den Sammelboxen.
② Recyclingbetriebe (Med Re Partner)
Inhalte der Sammelboxen werden bei einem spezialisierten regionalen Partner zusammengeführt und für ein stoffliches Recycling vorbereitet.
③ Sortenreine Trennung
Die Materialien werden sortenrein getrennt. Beispiele sind Edelstähle, Titan, Aluminium.
④ Logistik
Durch das Zusammenfassen meherer Krankenhäuser im System kann die Logistik deutlich vereinfacht werden. Re-Med ermöglicht dadurch eine wirtschaftliche Abholung.
1 | Kliniken
Zwei verschließbare Mehrweg-Behälter im Euro-Palettenformat werden den Kliniken kostenlos zur Verfügung gestellt. In einem der Behälter werden elektronische (Medizin)Geräte deponiert. Im anderen werden vorrangig metallische Wertstoffe gesammelt. Die Boxen werden z.B. auf dem Wirtschaftshof der Klinik platziert. Sind diese gefüllt informiert die verantwortliche Abteilung den Entsorgungspartner. Daraufhin erfolgt die Abholung der vollen Boxen im Austausch gegen neue leere Behälter. Über den Inhalt der abgeholten Boxen erhalten die Kliniken auf Wunsch einen Entsorgungsnachweis.
Die Mengen an aussortierten Utensilien mögen im Einzelnen unbedeutend erscheinen, für die sich eine gesonderte Abholung nicht lohnt. Wenn sich jedoch alle Kliniken in einer Region am Med Re-Verbund beteiligen, erhält man genügend Material, dass sich die Abholung und Aufbereitung lohnen. Hierdurch kann ein Materialkreislauf lokal initiiert und Abfallmengen nachhaltig reduziert werden.
Folgende Gegenstände sollen konkret in die Sammelbehälter.
Box 1 für (Medizin)Geräte mit Elektronik:
- Chirurgische Powertools
- Elektrochirurgische Instrumente
- Endoskope mit optisch elektronischen Anteilen
- EP-Katheter
- Elektromechanische Klammergeräte
- Diagnosegeräte (z.B. Ultraschall)
- Drucker, (Mobil)Telefone, Computer, Allgemeine Elektro-Kleingeräte
- o. Ä.
Hinweis: Medizinische Großgeräte (z.B. CT-Geräte) können auf Anforderung gesondert abgeholt werden
Box 2 für metallische Wertstoffe:
- Chirurgische Mehr- und Einweginstrumente (Hygienehinweise beachten)
- OP-Siebe
- Sterilisationscontainer
- Explantate (Schrauben, Platten, Gelenke)
- abgelaufene Implantate
- o. Ä.
Hinweis: Strahlenschutzkleidung (PSA) kann ebenfalls in Box 2 deponiert werden.
Allgem. Hygienehinweise: gebrauchte Medizingeräte müssen gereinigt und ggf. desinfiziert, aber nicht sterilisiert sein.
Für potentiell infektiös kontaminierte, nicht gereinigte Medizinprodukte aus Metall können spezielle Umverpackungen bereitgestellt werden.
2 | Transport und Logistik
Die Sammelbehälter sind allseitig geschlossen, stabil und stoßfest konstruiert. Sie können sicher und unkompliziert von einem Lieferwagen auf- und entladen werden. Sie sind verschließbar und somit vor unbefugtem Zugriff geschützt.
Um den gesamten Prozess nachhaltig zu gestaltet, sollen mit einer Tour möglichst viele Kliniken angefahren werden. Ziel des Pilotprojekts ist u.a. die Ermittlung der erforderlichen Abholfrequenz und des Abfallvolumens je Klinik. Logistischer Partner des Verbundes ist aktuell die Firma Westharp, Aschaffenburg. Deren Fahrzeuge sind für den Transport von gefährlichen sowie ungefährlichen Abfällen zugelassen. Alle gesetzlichen Vorgaben (ADR, Arbeits- und Gesundheitsschutz) werden erfüllt.
3 | Sammeln und Aufbereiten
Das Zusammenführen der Sammelbehälter erfolgt in einer der zertifizierten Betriebsstätten des Entsorgers (Fa. Westharp). Auch hier sind Gesundheits- und Arbeitsschutz sichergestellt.
Hier erfolgt die Sichtung und Sortierung in die einzelnen Wertstofffraktionen.
Was passiert danach?
In medizinischen Instrumenten und Produkten sind i.d.R. sehr hochwertige Materialien verbaut. Um diese voneinander zu trennen, werden automatische und manuelle Sortierverfahren verwendet. Sofern dafür etablierte Verfahren nicht ausreichen, erfolgt die Trennung im Technikum der Fraunhofer Einrichtung IWKS in Alzenau.
Ziel ist es, aus den Medizinprodukten die werthaltigen Materialien abzutrennen. Die häufigsten sind Titanlegierungen, Edelstähle und Aluminium, darüber hinaus aber auch bestimmte Kunststoffe. Insbesondere die Cobalt-Basislegierungen, aber auch die nickelhaltigen Stähle eigenen sich sehr gut zur Wiederaufbereitung. Sie lassen sich einfach schmelzmetallurgisch verarbeiten. Aus den elektronischen Geräten werden vor allem Edelmetalle und Nichteisenmetalle (insbes. Kupfer) zurückgewonnen.
Energieaufwand und Prozesskosten für die Herstellung von Primär-Titan sind sehr hoch. Es ist ein sehr wertvoller Rohstoff. Der metallurgischen Rückgewinnung von medizinisch eingesetztem Titan sind allerdings enge Grenzen gesetzt. Es bietet sich stattdessen eine Verwertung als Zuschlagstoff in der Stahlerzeugung an (Ferro-Titan).
Selbst wertvolle Metalle wie Titan werden bis heute nicht recycelt, sondern im allgemeinen Abfall entsorgt.
Kontakt / Impressum
Mail: kontakt@med-re.de
Telefon: +49 (0) 69 701019
IRED – Medical Recycling
Robert-Mayer-Str. 49
60486 Frankfurt a.M.
Ein typisches Beispiel für häufig anfallende gut recycelbare Wertstoffe im klinischen Kontext sind Einweginstrumente aus Edelstahl.